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Die Bremer Stadtmusikanten

Digitale Archivierung via digiS 

Im Rahmen des Förderprogramms digiS der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt beginnen wir in 2025 mit der Digitalisierung von Objekten und Dokumenten des Archivs von Zinnober/Theater o.N.

Das Projekt nimmt die Inszenierung Die Bremer Stadtmusikanten in den Fokus und umfasst die Ersterschließung, Digitalisierung und öffentliche Zugänglichmachung aller wesentlichen Archivobjekte. Das Herzstück wird die fotografische Erfassung der Bühne, Figuren und Requisiten sein. Außerdem werden eine Auswahl an Plakaten und Szenenfotos sowie ein Video-Mitschnitt und ein russisches Textbuch digitalisiert. Drei der vier Spieler*innen, heute 70 Jahre und älter, können als Zeitzeug:innen an dem Projekt beteiligt sein und werden Interviews geben, die ebenfalls zur Erschließung des Kontexts digitalisiert und veröffentlicht werden.

Die Projektergebnisse werden zum Abschluss im Februar 2026 in einem Kulturellen Salon am Theater o.N. vorgestellt. Die Digitalisate der Bremer Stadtmusikanten werden auf der Online-Plattform museum-digital sowie im neu entstehenden Digitalen Archiv der Freien Darstellenden Künste öffentlich zugänglich sein.

Aus dem Projektantrag:

„Es liegt für uns sehr nahe, die „Bremer Stadtmusikanten“ zum Fokus des geplanten Projektes zu machen, um an einem neuralgischen Punkt unserer Geschichte mit der systematischen Erschließung des Theaterarchivs zu beginnen. „Die Bremer Stadtmusikanten“ sind das am längsten gespielte Stück von Zinnober/Theater o.N.. Es umspannt 33 Jahre Zinnober/Theater o.N. von der Entstehungsgeschichte der Inszenierung in den letzten Jahren der DDR bis hin zur unmittelbaren Gegenwart (1986 bis 2019); einen letzten öffentlichen Auftritt hatte die Inszenierung 2021 zum Gedenken an Günther Lindner im Rahmen eines Streaming-Specials von nachtkritik.de.

Aufgrund dieser Zeitenumspannung über mehr als drei Jahrzehnte lassen sich wesentliche Aspekte der Entwicklung des Theaters anhand dieser Inszenierung erzählen. Sie wurde zwischen zeitweiligen Spielverboten entwickelt und konnte in den Ladenräumen der Gruppe in Berlin Prenzlauer Berg bis 1989 nur ohne Ankündigung und mit heruntergelassenen Rollläden gespielt werden. Die Erzählung vom Aufbruch der „Bremer Stadtmusikanten“ in eine bessere Zukunft, der Sehnsucht nach Veränderung und den Ängsten vor Neuem war damals als differenzierter Kommentar auf die gesellschaftspolitischen Verhältnisse zu lesen und hat bis heute nichts an seiner Aktualität verloren.

Ein wesentliches Gestaltungsmerkmal der Zinnober-Variante der „Bremer Stadtmusikanten“ ist die Aufdeckung der Spielenden hinter den Figuren, „ein Schattenrißtheater mit doppeltem Boden“ (Kultur Joker, Freiburg i. Breisgau), das „die Entstehung all der Bilder und Situationen nicht verheimlichen musste, um sie wirksam werden zu lassen. Das Gegenteil von Illusionszerstörung ereignete sich.“ (Badische Zeitung).

Diese doppelte bzw. mehrdeutige Erzählweise, die das erwachsene Publikum einbezieht, findet sich auch in vielen anderen Inszenierungen von Zinnober/Theater o.N. wieder, ebenso wie die kollektive Erarbeitung eines Stücks, so dass das Projekt bzw. der zu digitalisierende Bestand in mehrfacher Hinsicht beispielgebend ist für die künstlerische Arbeit der Gruppe.

Projekttitel:

„Die Bremer Stadtmusikanten“ von Zinnober/Theater o.N. - Archivalien aus drei Jahrzehnten Freier Theaterszene in Berlin (1986-2019)

Projektbeteiligte:

Zeitzeug:innen: Uta Lindner, Iduna Hegen, Dieter Kraft, Gabriele Hänel u.a.
Interviews & Kulturhistorische Einordnung: Henning Fülle
Fotografie: David Beecroft
Wissenschaftliche Mitarbeit / Archivierung: Barbara Jennerwein-Hansing
Projektleitung: Doreen Markert
Administration: Kata Kovács

Kultureller Salon:

Im Februar 2026 veranstalten wir im Rahmen von FADING OUT – Abschied aus der Kollwitzstraße einen Kulturellen Salon, um die Projektergebnisse öffentlich vorzustellen. Interessierte sind herzlich eingeladen zu einem gemeinsamen Gespräch. Das genaue Datum wird noch bekannt gegeben.

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Das Projekt ist Teil des Förderprogramms zur Digitalisierung des kulturellen Erbes in Berlin, realisiert durch das Forschungs- und Kompetenzzentrum Digitalisierung Berlin (digiS), mit Mitteln des Berliner Senats für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt aus dem Jahr 2025.

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Fotonachweis / von links nach rechts:

Aufbau des Bühnenbildes, 2025 ©Barbara Jennerwein-Hansing
Digitale Auflistung der Bühnenbildelemente, 2025 ©David Beecroft
Uta Lindner & Iduna Hegen am "Bühnenaltar", 2025 ©David Beecroft
Karusell andrehen, 2025 ©David Beecroft
Katze-Brücke_Schattenseite, 2025 ©David Beecroft
Katze-Brücke_Rückseite, 2025 ©David Beecroft
Katze-Stab_Messung, 2025 ©David Beecroft
Räuber_Rückseite, 2025 ©David Beecroft