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03.10.2025 | News |

Statement des Arbeitskreises Berliner Kinder- und Jugendtheater zur Situation des Theaters für vorschulisches Publikum


Was hat das jüngste Publikum, was haben Kinder im Vorschulalter – eine Viertelmillion Berliner Bürger:innen - vom Senat und von den Parteien im Berliner Abgeordnetenhaus zu erwarten? |

Anlässlich der laufenden Kürzungsdebatten im Kulturbereich haben am 30.09. das Theater o.N., die Schaubude Berlin und das FELD Theater in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Berliner Kinder- und Jugendtheater zu einem Austausch und Podiumsgespräch mit Vertreter*innen der demokratischen Parteien im Berliner Abgeordnetenhaus über Kulturelle Teilhabe für die Jüngsten eingeladen.

Nach inhaltlichen Impulsen fokussierte sich das Gespräch auf die Frage: Was hat das jüngste Publikum, was haben Kinder im Vorschulalter – eine Viertelmillion Berliner Bürger:innen - vom Senat und von den Parteien im Berliner Abgeordnetenhaus zu erwarten?

Die hohe Bedeutung von Theater und Tanz für vorschulisches Publikum ist parteienübergreifend genauso anerkannt wie der Wert von kultureller Bildung, durch die sehr junge Menschen künstlerische Weltzugänge erfahren.

In den aktuellen Planungen des Berliner Kultursenats ist Theater für junges Publikum als besonders vulnerabel definiert worden. Entsprechende Institutionen sollen deshalb „nur“ um 1,5% gekürzt werden. Was übersehen wird: Den Löwenanteil an Besuchen von vorschulischem Publikum erreicht mit 75% die freie Szene, deren Existenz von einem funktionierenden Ineinandergreifen von Projekt- und Spielortförderung sowie einer gut ausgebauten Aufführungsförderung abhängig ist.

Dass dieses System immer weiter kollabiert, ist aus den Jurykommentaren bekannt: Infolge gleichbleibender Mittel bei hoher Inflation und einer Erhöhung der Honoraruntergrenzen um 24% hat sich die Anzahl der geförderten Einzelprojekte seit 2021 halbiert (von 30 auf 16 Projekte pro Jahr = Förderquote von 5,4%). Diese Entwicklung führt bereits heute dazu, dass infolge von wirtschaftlicher Not, Abwanderung und fehlenden Perspektiven für den künstlerischen Nachwuchs das Angebot für vorschulisches Publikum schrumpft und Theaterorte schließen.

Für das Vorstellungsangebot ist insbesondere das KiA-Programm relevant, das Angebote in den Bezirken fördert – und damit wohnortnahe Angebote für die Allerkleinsten („Kurze Beine - kurze Wege“). Das Programm kann auf eine positive Entwicklung verweisen: 2022 gestartet mit 33.409 Zuschauer*innen wurden 2024 im Rahmen der Aufführungsprämien 1.205 Vorstellungen an 373 Spielorten gefördert und damit 46.978 Kinder in ganz Berlin erreicht.* Ausgerechnet in diesem Programm sind aktuell Kürzungen von 1,823 auf 1,5 Mio Euro und damit um ca. 17,7% (323.000€) geplant.

Das vorschulische Publikum und Künstler*innen sind gleichermaßen betroffen. Was droht, ist akut der Verlust von Kunst- und Kulturerfahrung für Kinder und ihr Recht auf Kulturelle Teilhabe und flankierend das Ausbluten der freien Szene. Eine über Jahre gewachsene Struktur (und Qualität!) geht damit verloren.

Der Senat und die Ausschüsse des Abgeordnetenhauses sind aufgefordert, die Kürzungspläne hinsichtlich des KiA-Programms zu überprüfen. Die Förderung wurde von 2024 zu 2025 leicht erhöht und hat sich bewährt. Für 2026 wäre es sinnvoller, eine weitere (maßvolle) Erhöhung zu prüfen, um neben den Aufführungsprämien auch die Förderung der Theater in den Bezirken zu stabilisieren.

Jede Kürzung ist aus den genannten Gründen absolut kontraproduktiv.


*Eine ausführliche zahlenmäßig Auswertung von KiA für das Jahr 2024 ist in der zuständigen Senatsverwaltung unter bezirke@kultur.berlin.de erhältlich.