Skip to main content
21.02.2025 | News |

UPDATE: Theater o.N. und andere Kindertheater in Not


Aus dem Statement „Unvollständige Bestandsaufnahme Kinder- und Jugendtheater“ des Arbeitskreises der Berliner Kinder- und Jugendtheater vom 14.2.2025 |

Liebes Publikum,

wir begrüßen, dass die Regierungskoalition ihren Willen bestärkt hat, Kinder- und Jugendtheater künftig vor Kürzungen zu schützen und zu stärken. Gerade in Krisenzeiten und angesichts gesellschaftlicher Polarisierung leisten sie einen zentralen Beitrag zur Demokratieförderung, indem sie Schulklassen und Kitagruppen aus der gesamten Stadtbevölkerung erreichen, für gemeinschaftliche Theatererlebnisse öffnen und den Dialog über Fragen des Zusammenlebens anregen.

Allerdings bereitet uns Sorge, dass die zurückgenommenen Kürzungen beim GRIPS Theater und Theater an der Parkaue nicht die gravierenden Folgeschäden aufheben, die durch kurzfristige und unsichere Entscheidungen entstanden sind. Besonders kleine und unabhängige Kinder- und Jugendtheater, zu denen auch das Theater o.N. gehört, stehen vor existenziellen Herausforderungen.

Durch verspätete oder lediglich vorläufige Zuwendungsbescheide sind das Theater o.N. und befreundete Theater in große Not geraten und mussten Ende des Jahres 2024 aufgrund der Planungsunsicherheit zum Teil nicht rückgängig zu machende Entscheidungen treffen:

Stellenkürzungen und prekäre Bezahlung

Bei uns am Theater o.N. mussten die Arbeitsstunden der Mitarbeitenden in Teilzeit und der Honorarkräfte (inklusive der Leitung) um insgesamt 48% gekürzt werden. Das sind zwischen 5 und 15 Wochenarbeitsstunden weniger.

Auch können wir derzeit die empfohlene Honoraruntergrenze von 310€ pro Aufführung und 140€ pro Probentag nicht mehr bezahlen.

Die kleinen Theater, die größtenteils ihr Personal noch nie nach Tarif oder daran angelehnt bezahlen konnten, können sich als Arbeitgeber kaum noch behaupten.

Weniger Programm

Anstelle der üblichen 115 Vorstellungen pro Jahr hier bei uns in der Kollwitzstraße, schaffen wir nach jetzigem Stand 2025 maximal 80 Vorstellungen, obwohl der Bedarf und die Nachfrage, insbesondere nach Kleinkindstücken bei euch, unserem Publikum vorhanden ist.

Sowohl kleinere als auch mittlere und größere Kinder- und Jugendtheater verbrauchen 2025 verstärkt ihre mühsam angesparten Rücklagen. Diese werden am Ende des Jahres weitgehend aufgebraucht sein und die Lage 2026 weiter zuspitzen.

Konkurrenzkampf um Drittmittel

Neben der fehlenden Planungssicherheit aufgrund der späten Förderbescheide ist es vor allem die stark gestiegene Konkurrenz um die zur Verfügung stehende Drittmittel, die den Theatern zu schaffen macht. Insbesondere mittlere und kleinere Kinder- und Jugendtheater sowie Soloselbständige sind für die Realisierung ihrer Programme auf Drittmittel angewiesen.

Der Druck auf die genannten Töpfe, auf die die gesamte freie Szene zugreift, erhöht sich seit einiger Zeit aber stetig. Dies liegt u.a. daran, dass die Töpfe nicht entsprechend der Inflation gewachsen sind. Durch die allgemeinen Kürzungen sind außerdem auch die großen Player der Kulturszene verstärkt auf die zusätzlichen Projektförderungen angewiesen.

In diesem härter werdenden Konkurrenzkampf können die Kinder- und Jugendtheater in Zukunft nur verlieren.

Kulturelle Bildung

Partner und Fördermittelgeber aus der Kulturellen Bildung sind essenziell für den Tanz und das Theater für junges Publikum. Die Arbeit für und mit Kindern sowie Jugendlichen ist untrennbar miteinander verbunden, und Vermittlungsangebote sind ein integraler Bestandteil unserer Arbeit. Die durch den Projektfonds Kulturelle Bildung geförderten Projekte schaffen eine unverzichtbare Brücke zwischen Kunst und Publikum und sichern vielen Künstler*innen eine wirtschaftliche Basis.

Die aktuelle Krise des Projektfonds Kulturelle Bildung und die drastischen Kürzungen im Bildungsetat bedrohen dieses Angebot massiv. Programme der kulturellen Bildung wurden mit 18 % überproportional gekürzt. Diese Einsparungen bleiben im großen Bildungsetat oft unbemerkt. Für einige Programme könnte dies das Aus bedeuten – für Kinder und Jugendliche bedeutet es in jedem Fall weniger kulturelle Angebote.

Vielfalt: Diversität und Inklusion

Das Theater und der Tanz für junges Publikum sind schon immer Vorreiter in der Schaffung neuer Zugänge zu ihren Institutionen und Angeboten sowie in der Erschließung neuer Zielgruppen. Wir stehen für Vielfalt, Demokratie und Teilhabe. Mit Sorge sehen wir die Kürzungen von Projekten, Programmen und Förderungen, die sich speziell diesen Themen verschrieben haben.

Diese Kürzungen bedrohen das bisher Erreichte und könnten zu einem erneuten Ausschluss von bisher benachteiligten und marginalisierten Gruppen führen.

Was wir von der Politik fordern sind Planungssicherheit, eine Stärkung der Fördertöpfe, und nachhaltige Finanzierungsmodelle.

Die Kinder- und Jugendtheater Berlins stehen an einem entscheidenden Punkt. Jetzt muss gehandelt werden, um strukturelle Schäden abzuwenden und das kulturelle Angebot für unsere jungen Bürgerinnen zu sichern.

Ihr könnt uns unter anderem dadurch unterstützen, dass ihr eure Abgeordneten auf die Notlage der Kindertheater hinweist und ihre Stärkung fordert.

Darüber hinaus gibt es verschiedene Möglichkeiten, sich mit uns zu solidarisieren: Eine Mitgliedschaft im Freundeskreis, der Erwerb der teureren Spendentickets oder auch Einmalspenden.

Aber vor allem: kommt zahlreich in unsere Vorstellungen. Damit liefert ihr uns die besten Argumente für die Aufrechterhaltung unseres Angebots!

Wir freuen uns auf euch!

Euer Theater o.N.-Ensemble

 

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Hier finden Sie weitere Mitteilungen von Kolleg*innen:

Initiative "Kulturelle Bildung stärken!": Wir fordern die Rücknahme der aktuellen STREICHUNGEN bei den Programmen der Kulturellen Bildung!