17.09.2015 | Repertoire, Archiv |

Wachträume – Ein Panoptikum


Der feine Faden, der die Episoden dieser Inszenierung zusammenhält, ist aus Widerstand gegen tröstliche Gewissheiten gesponnen. Verletzliche Figuren sind es – durch Zeit, Schuld, Sehnsucht und Trost miteinander verbunden – die den Faden aufnehmen und zu einem Bildergeflecht verweben. Alle Bilder handeln von der Frage: Wie dieses Leben bestehen? Mit Würde und Anstand. Wie machen?

Wenn wir unsere Zeit als postutopisch bezeichnen, könnten wir in etwa meinen, dass die großen Utopien wie Sozialismus oder Kommunismus zerschlagen sind, dass der Spätkapitalismus keine Utopie und die Demokratie schwer zu leben, dass „der Preis der Revolution die Revolution ist, und die zu Befreienden der Preis der Freiheit.“ 

In dieser Zeit versammelt sich das Ensemble des Theater o.N. für eine ernste und naive Auseinandersetzung mit dem absurden Ringen um Sinn.

Das traditionsreiche Theater o.N., ehemals Zinnober, zeigt ab September 2015 eine Stückentwicklung für Erwachsene. Drei Generationen von SpielerInnen, aus Ost- und Westdeutschland, im Alter von 27 bis 67 kommen auf der Bühne des Theater o.N. zusammen und erkunden das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft vor der Folie sich wandelnder Zeiten und scheinbarer Gewissheiten.

Der Abend handelt von Fluchten und Grenzüberschreitungen, von der Unmöglichkeit den anderen ganz zu verstehen und dem unbedingten Wunsch ein gutes Leben zu führen.

Regie: Ania Michaelis

Spieler: Matthias Bernhold, Cindy Ehrlichmann, Iduna Hegen, Günther Lindner, Uta Lindner, Michaela Millar, Minouche Petrusch

Musik: Matthias Bernhold
Bühne & Kostüme: Martina Schulle
Video: Christiane Hommelsheim
Choreografie: Angela Roczkov
Dramaturgie: Dagmar Domrös
Licht: Klaus Dust
Technik: Markus Bünjer
Produktionsleitung: Doreen Markert
Kommunikation: Vera Strobel
Presse: Nora Gores
Foto: David Beecroft

Gefördert durch die Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten aus Mitteln der Basisförderung, den Fonds Darstellende Künste e.V., das Bezirksamt Pankow von Berlin sowie aus Mitteln des George-Tabori-Förderpreises

Uraufführung: 17.09.2015

Presse:

»Die Welt der Wachträume ist ebenso sehr persönlich wie allgemein. Man betritt sie offenen Auges, aber etwas Fantastisches gerät ins Bild, etwas, das dem Wort Sehen einen neuen Sinn gibt. Es sind Visionen..., sowohl mit positivem wie negativem Vorzeichen. All die Ziele und Zwecke der Geschichte wie auch der einzelnen Biografie gelten hier nichts mehr. Es ist ein hochpoetischer Abgesang von allem Anfang an, auf jene Verwendbarkeiten in der Welt der eindeutigen Absichten, deren Traumlosigkeit uns den Schlaf raubt.«
Gunnar Decker in Theater der Zeit 11/2015